Krankheitsbilder



Was versteht man / verstehen Sie / verstehen wir unter Schmerz?

„Meinen Sie, ich bilde mir die Schmerzen nur ein?“
„Der simuliert doch nur!“
„Das ist doch reine Einbildung!“


Diese oder ähnliche Sätze haben Sie wahrscheinlich schon mehrfach gehört.

Hierbei geht es aber nicht um Einbildung, sondern darum, dass tatsächlich ein Zusammenhang zwischen ständigen Schmerzen und psychosozialen Belastungen bestehen kann. Für über 80% aller Rückenschmerzen sind so genannte Funktionsstörungen verantwortlich, die durch bio-psycho-sozialen Dauerstress verursacht werden, das heißt eine Kombination aus lang anhaltenden körperlichen, seelischen und sozialen Belastungen.





Der Schmerz gehört zu den eindrücklichsten und häufigsten Erfahrungen eines Menschen. Schmerz ist überlebenswichtig - trotz allen Leides, das er bewirken kann. Er meldet, wie eine Alarmglocke funktionierend, wenn im Körper etwas nicht stimmt, beispielsweise eine Verletzung oder eine Erkrankung.

Wie intensiv wir einen Schmerzreiz empfinden,

ob er uns in Angst und Panik versetzt, hängt nicht nur vom reinen Nervensignal ab, sondern ist ein Zusammenspiel biologischer, psychologischer und sozialer Faktoren, zu denen auch unsere familiären und kulturellen Erfahrungen im Umgang mit Schmerz zählen. Deshalb wird auch von einem „bio-psycho-sozialen Schmerz“ gesprochen, den jeder Mensch anders empfindet. Wenn Schmerzen fortbestehen und sich verselbstständigen, verliert der Schmerz seine Warnfunktion und es kommt zur Entstehung einer Schmerzerkrankung, die über Monate und Jahre hinweg andauern kann. Dass Schmerzen anhalten oder häufig wiederkehren hat bestimmte Ursachen: Zum Beispiel ist eine Vielzahl von chronischen Erkrankungen ist mit Schmerzen für die Betroffenen verbunden, wie z.B. Rheuma, Diabetes oder Tumorerkrankungen. Anderseits kann Schmerz selbst zu einer Erkrankung werden, auch wenn eine körperliche Ursache nicht oder nicht mehr vorhanden ist, und hat damit seine biologisch sinnvolle Funktion verloren. Weiterhin gibt es auch den sogenannten Seelenschmerz, der, wie Sigmund Freud sagte, seinen Weg in den Körper gefunden hat (psychosomatische Schmerzen). Der Chronische Schmerz wird heute als eine eigenständige Krankheit betrachtet. Für die Festlegung, ob es sich um einen chronischen Schmerz handelt, werden Zeiträume von drei oder auch sechs Monaten Schmerzdauer genannt. Für Patienten und ihre Angehörigen kann es besonders belastend sein, wenn dabei keine körperliche Ursache für das lange Andauern der Schmerzen gefunden wird.

Welche Ursachen kommen für chronische Schmerzen in Frage?

Starke und länger andauernde Schmerzreize aus den Geweben (Organe, Gelenke, Muskel) des Körpers können die weiterleitenden Nervenzellen von Rückenmark und Gehirn empfindlicher für nachfolge Schmerzreize machen. Die Folge kann z.B. sein, dass selbst leichte Reize wie eine leichte Berührung, mäßige Hitze oder Druck plötzlich als starker Schmerz empfunden werden. Hier kann sich die Empfindlichkeit des Schmerzsystems soweit „aufschaukeln“, dass sich eine meist über das Rückenmark („Tor des Schmerzes“) vermittelte Schmerz-Überempfindlichkeit entwickelt. Unter Umständen senden diese überempfindlich gewordenen Nervenzellen auch dann Schmersignale vom Rückenmark an das Gehirn, wenn aus den entfernt gelegenen Geweben (Organe, Gelenke, Muskel) keine Schmerzsignale mehr im Rückenmark eintreffen. Was als akuter Schmerz begonnen hat, kann sich auf diese Weise als chronischer Schmerz entwickeln. Diese Empfindlichkeitssteigerung findet nicht nur in den weiterleitenden Nervenzellen der Gewebe des Körpers (Organe, Gelenke, Muskel) statt, sondern auch im Rückenmark sowie auch im Gehirn. Das sogenannte Einprägen von akuten Reizen, welche auch dann bestehen bleiben, wenn die eigentliche Schmerzursache bereits beseitigt worden ist, führt zur Verfestigung einer gesteigerten Schmerzempfindlichkeit. Diesen Lernvorgang nennt man gesagt „Schmerzgedächtnis“.

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